Die 3 großen Mythen über die Ernährung nach TCM

Ich mag es sehr gerne, mich über das Thema Ernährung zu unterhalten. Viele Menschen sind für dieses Thema offen, man kann sagen, dass immer mehr das Bewusstsein entsteht, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen Gesundheitsthemen und der Ernährung besteht.

Interessant finde ich die Aussage „ich ernähre mich ja eh so gesund“ (interessant ist jetzt diplomatisch ausgedrückt, denn ehrlich gesagt kann ich diesen Satz schon nicht mehr hören. Aber dazu schreibe ich vielleicht noch einen eigenen Blogartikel.)

In der TCM bzw. der fünf Elemente-Küche unterscheidet man nicht zwischen gesund und ungesund, sondern man betrachtet den Menschen als Ganzes und entscheidet sich dann für Nahrungsmittel und Kochmethoden, die für die jeweilige Person in ihrer Situation am besten geeignet sind.

Bei meinen regen Unterhaltungen über verschiedene Ernährungsformen kommen mir drei bestimmte Aussagen, man könnte sagen Vorurteile oder eben Mythen besonders oft zu Ohren, wenn wir über die traditionelle chinesische Medizin sprechen.

 

Wer sich noch gar nicht mit dem Thema TCM auseinandergesetzt hat, der hat oft Bedenken, dass es schwer ist, die notwendigen Zutaten in seiner Nähe zu beziehen. Regional und saisonal – das ist für viele Konsumenten bei der Auswahl ihrer Lebensmittel besonders wichtig. Und das ist auch gut so. Dieser Grundsatz gilt aber auch für die Ernährung nach der TCM. Heimische und saisonale Lebensmittel und traditionelle chinesische Medizin – das ist kein Widerspruch.

Als besonderer Unterschied zur westlichen Medizin werden Symptome in der TCM nicht vorwiegend isoliert behandelt, sondern das krankmachende Ungleichgewicht, welches dahintersteht, wird erkannt und behoben. Wie bei einem Baum behandelt man also nicht den kranken Ast, sondern die Wurzel des Problems. Wenn man das einmal verstanden hat, kann man unsere Lebensmittel und auch unsere heimischen Kräuter genau nach diesem Prinzip anwenden und damit großartige Resultate erzielen.

 

Ja, es stimmt, die Lebensmittel werden vorwiegend gekocht bzw. zubereitet gegessen. Das hat den Hintergrund, dass man in der TCM sehr darauf bedacht ist, das Gleichgewicht im energetischen System aufrechtzuerhalten. Große Mengen Rohkost, Tiefkühlkost oder Fertignahrung kosten dem Körper viel Verdauungsenergie, das kann ihn langfristig schwächen. Ein schwaches Verdauungssystem kann die aufgenommene Nahrung nicht vollständig verstoffwechseln, es bleiben Rückstände im Körper, die in der TCM als „Feuchtigkeit“ oder „Nässe“ bezeichnet werden. Sie bilden die Grundlage für fast alle Erkrankungen.

Mit kleinen Veränderungen kannst du großes bewirken!

Schon eine gekochte Mahlzeit am Tag, die man regelmäßig einnimmt, kann sehr viel zur körperlichen und geistigen Gesundheit beitragen. Das wurde in verschiedenen Studien bereits bestätigt. Mit der Zeit kann man dann seinen Speiseplan auf zwei bis drei gekochte Mahlzeiten ausweiten. Das bedarf einer gewissen Planung beim Einkauf und der Vorratshaltung. Sind Gewohnheiten aber erst einmal zur Routine geworden, kosten sie keine Energie mehr, im Gegenteil: mit dieser Gewohnheit gewinnst du Energie und Lebensqualität.

Das viele Kochen nehme ich gleich als Überleitung zum letzten Punkt:

 

 

Rohkost ist bei uns schon seit vielen Jahren sehr im Trend. Dabei haben unsere Großmütter noch regelmäßig vor den Hauptspeisen Suppen gegessen. Ich habe als Kind schon Suppen geliebt. Mein Opa nannte mich und meinen Bruder oft „Frittaten-Tiger“, weil wir immer nur Frittatensuppe essen wollten. Bei diversen Familienfeiern ist mir aber damals schon aufgefallen, dass immer öfter die Suppe als Vorspeise gegen einen gemischten Rohkostsalat eingetauscht wurde. Man wollte ja „schlank“ sein und sich „gesund“ ernähren. Vielleicht war dann das schlechte Gewissen wegen des Schnitzels mit Pommes, das danach gegessen wurde, nicht so groß – ich weiß es nicht.

Tatsache ist, dass Rohkost sehr schwer verdaulich ist und von den vielen Menschen nicht gut vertragen wird. Um die kalten, rohen Fasern zu verdauen, muss der Körper sehr viel Energie aufwenden. Vor allem Personen, denen ständig kalt ist, haben oft eine schwache Verdauung und diese ist gar nicht in der Lage, die ganzen Nährstoffe zu resorbieren. Blähungen bzw. ein aufgeblähter Bauch oder ein Drücken im Magen können Anzeichen sein, dass die Verdauung überfordert ist. Das ganze Obst und Gemüse findet sich dann großteils unverdaut in der Toilette wieder.

Es stimmt, dass ein Teil der Vitamine beim Kochprozess verloren geht, aber sie lösen sich nicht alle in Luft auf. Gemüse enthält auch viele wichtige Mineralstoffe, wie z. B. Kalium, Zink, Magnesium oder Kalzium. Diese bleiben beim Kochprozess sehr wohl erhalten. Viele wasserlösliche Vitamine und Mineralstoffe gehen beim Kochen ins Wasser über, deshalb sind Suppen so ideal.

Was außerdem noch Bestandteil ist von Obst und Gemüse sind die sekundären Pflanzenstoffe, die so wichtig sind für unseren Organismus. Die Flavonoide in roten Beeren, die als zellschützend gelten oder die Carotinoide. Ein wichtiger Vertreter davon ist das Lycopin. Es kommt in hoher Konzentration in Tomaten vor oder auch in Hagebutten und zählt zu den hochwirksamen Radikalfängern und Antioxidantien. Studien haben belegt, dass Lycopin von gekochten Tomaten besser für den Körper verfügbar ist als in rohem Zustand.

Und wir alle wissen, dass der Mensch und vor allem sein Gehirn sich nicht in diesem Maße weiterentwickeln hätte können, wenn er das Feuer nicht entdeckt hätte und sich heute noch ausschließlich von Rohkost ernähren würde.

Es kommt auf das richtige Verhältnis an zwischen Gekochtem und Rohkost. Es gibt Menschen, die vertragen Rohkost gut und die anderen eben weniger. Und das ist das Schöne an der TCM – jeder Mensch wird individuell betrachtet.